Wieder eine #Maskenpflicht in Österreich! Wegen „sorgloser Bürger“ steigen die Corona-Infizierten wieder – wirklich?

Wegen steigender Fallzahlen hat das Gesundheitsministerium und die österreichische Bundesregierung am Dienstag wieder eine flächendeckende Maskenpflicht in Supermärkten beschlossen. Grund: Die Fallzahlen würden wieder ansteigen. Ein genauerer Blick zeigt, dass etwas anderes außer die „Sorglosigkeit“ der Bürger hinter dem Mini-Anstieg stecken könnte.

So lässt sich auch eine zweite Welle herbeikonstruieren. Oder wohl eher ein zweites Hügelchen. Denn mehr als das bekommen Corona-Alarmisten selbst mit den unbereinigten Fallzahlen in Österreich nicht in den Statistiken zu sehen. Trotzdem führte das Gesundheitsministerium ab 24. Juli die Maskenpflicht in Supermärkten, Bank-und Postfilialen wieder ein. In öffentlichen Verkehrsmitteln, in öffentlichen Einrichtungen oder Arztpraxen, bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen und bei Demonstrationen gilt die bereits verordnete Mund-Nasenschutz-Pflicht weiterhin.

„Wir haben in den letzten Wochen einen Anstieg bei den Neuinfektionen erlebt“, begründete Bundeskanzler Sebastian Kurz die Entscheidung. Außerdem habe Österreich die „magische Schwelle“ des dreistelligen Anstiegs überschritten.

Diese „magische Schwelle“ jedoch nicht in den Kontext der jüngsten Teststrategien ins Verhältnis zu setzen, ist ein Fehler, der nicht nur im Nachbarland immer wieder bewusst oder unbewusst gemacht wird. Deshalb blicken wir auf die Zahlen:

Anzahl positiv getesteter SARS Cov2-Träger in Österreich / Screenshot aus www.coronavirus.datenfakten.at

Der leichte Anstieg ab Juli von positiv getesteten Menschen pro Tag zeichnet eigentlich kein sonderlich bedrohliches Bild. Im Vergleich zu den Zahlen im März, dem Höhepunkt der Pandemie, steigt die Kurve nur sehr flach an. Erstmals seit mehreren Wochen wurde die Zahl der neu hinzugekommen positiv Getesteten bereits am 1. Juli wieder dreistellig. Die Marke pendelt sich seitdem rund um die 100 Neuinfizierten pro Tag konstant ein. Es gibt jedoch Ausreißer nach oben und nach unten. Das die nackten Zahlen. Es folgt der Kontext.

Neues Screening-Testverfahren in Österreich liefert andere Ergebnisse

Denn wo mehr Fälle sind, sind meistens auch mehr Tests, die diese aufdecken. Im Fall Österreich spielt vor allem eine angepasste Teststrategie eine Rolle. Denn erst vor gut zwei Wochen stellte die Regierung ein sogenanntes „Screening-Testverfahren“ auf die Beine. Großflächige Testreihen wurden in Wohn-und Pflegeheimen, Behinderteneinrichtungen, Arztpraxen, Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen stichprobenartig gemacht. Außerdem wurden Schlachthöfe in die Massentests mit aufgenommen. Gerade in Fleischbetrieben, wie wir auch aus Deutschland wissen, dürfte die Chance auf SARS Cov2-Funde wesentlich höher sein, als den Erreger bei Menschen in Supermärkten nachzuweisen.

Wenig überraschend wurden die Ämter Anfang Juli auch schnell fündig: In mehreren Fleischereien und Schlachthöfen wurden bis zu 30 Mitarbeiter positiv getestet. Der leichte Anstieg der Neuinfizierten müsste also stark im Kontext der neuen Screening-Teststrategie betrachtet werden. Diese will die österreichische Bundesregierung übrigens auch weiter ausbauen. Die bisherigen Screening-Testreihen brachten allein im Bundesland Tirol bis zum 13. Juli 362 Neuinfektionen hervor. Das Land meldete übrigens auch am 20. Juli, ein Tag vor der erneuten Maskenpflicht-Verordnung, mehrere tausende durchgeführte Corona-Tests in der Zeit des Screenings nach (siehe untere Abbildung: Anzahl durchgeführter SARS-COV2-Testungen in Österreich pro Tag). Die aus den nachgemeldeten Tests positiven Befunde gingen jedoch bereits früher in die offizielle Infektions-Statistik ein.

Screenshot aus www.coronavirus.datenfakten.at

Die daraus folgenden leicht ansteigenden Absolutzahlen dann jedoch mit einer angeblich schädlichen „Sorglosigkeit“ der Menschen in Verbindung zu bringen, ist nicht nur frech, sondern schlicht unverhältnismäßig. So freute sich Österreichs Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres über die neuen Verordnungen und behauptet, die Pflicht sei aufgrund der „stetig wachsenden Anzahl der Infektionen längst notwendig gewesen.“ Er bemängelt das fehlende Verantwortungsbewusstsein der Menschen im Supermarkt. Genau diese „sorglosen Bürger“ in den Supermärkten ließen die Ämter seit Juli jedoch wie beschrieben weniger testen, als zu Zeiten vor dem Mini-Anstieg. Die Testreihen wurden lediglich von Sportmannschaften, den normalen Bürgern mit ohne ohne Symptomen oder anderen Stichproben-Testreihen nun in die verdächtigen Hotspots wie Schlachthöfe verlagert. Dieses Verfahren ist an sich vernünftig. Schließlich macht es mehr Sinn dort zu testen, wo es in der Vergangenheit am ehesten zu Infektions-Ausbrüchen kam. Jedoch sollten Politiker und Wissenschaftler ansteigende Infektionszahlen dann weder überdramatisieren, noch den Bürgern in die Schuhe schieben.

Stattdessen wird, wie so oft in Zeiten der Pandemie, den Menschen ein schlechtes Gewissen eingetrichtert. Denn auch Kanzler Kurz bemängelte die Sorglosigkeit der Bürger. Er gibt außerdem zu, dass die Maske auch als Warnsymbol dienen solle. Der Mund-und Nasenschutz: Das Symbol der nie endenden Pandemie! Grundrechtseinschränkungen aus einer nicht einmal bewiesenen Sorglosigkeit der Bürger heraus zu treffen, ist nicht nur grotesk, sondern dürfte auch vielen demokratischen Prinzipien widersprechen.

Wissenschaftler: Kein belegter Ausbruch in einem Supermarkt

Immerhin regt sich auch Kritik in wissenschaftlichen Kreisen der Alpenrepublik. Die Innsbrucker Mikrobiologin Cornelia Lass-Flörl kritisierte beim ORF: „Der Druck auf die Politik ist so groß, dass Maßnahmen gesetzt werden, ohne Fakten heranzuziehen.“ Und gegenüber dem Ö1-Morgenmagazin am Dienstag präsentierte Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) Zahlen, die den Unsinn der erneuten österreichweiten Maskenpflicht untermauern. Von 19.500 nachgewiesenen Infektionen konnte die AGES 9.000, also fast die Hälfte, einem speziellen Cluster zuordnen. Cluster wie etwa Schlachthöfe, in denen wie beschrieben in den vergangenen Wochen stärker getestet wurde.

Über das Infektionsrisiko im Supermarkt sagte der Wissenschaftler außerdem: „Wir haben in Österreich bis zum heutigen Tag keinen belegten Ausbruch, der auf einen Supermarkt zurückzuführen ist. Es gibt belegte Fälle in Einkaufszentren, wir in Österreich haben bislang keinen einzigen“.

Übrigens: Die Intensivbetten in der Alpenrepublik waren selbst zu Hochzeiten der Pandemie ungefähr nur zur Hälfte belegt, wie eine Auflistung von „DerStandart“ Ende März zeigt. Zu diesem Zeitpunkt vermeldeten die Labore überigens keine 100 bis 200, sondern teilweise über 1.000 Neuinfektionen pro Tag.

Auch in den Regionen Voralberg und Kärnten müssen sich die Menschen also an die landesweite Maskenpflicht halten. In Voralberg leben übrigens derzeit sechs aktiv positiv Getestete, in Kärnten 15. Sind die Menschen in diesen Bundesländern etwa weniger sorglos? Oder befinden sich dort einfach nur weniger Schlachthöfe, die durchgetestet wurden?

Veröffentlicht von chsscha

Freidenkender Schreiberling, der sich um Zukunftsfragen Gedanken macht und Fragen stellt, die nicht in Dauerbeschallung durch die Kanäle der Republik gepeitscht werden. Ich bin Mitgründer und Administrator des Gemeinschaftsblogs www.generaldebatten.com. Auch findet ihr uns auf unserem Youtube-Channel "knallhart durchgeleuchtet". Viel Spaß beim Durchstöbern unserer und meiner Inhalte!

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